Sa, 24. Oktober 2015
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung/Rheinfelden.von: Roswitha Frey
Ausstellung von Petra Heck, Roland Köpfer und Sängerin Bianca Gierok im St. Josefshaus.
Ein besonderes Kunsterlebnis boten die Sängerin Daniela Bianca Gierok, die Malerin Petra Heck und der Bildhauer Roland Köpfer bei der Vernissage im St. Josefshaus Herten. Foto: Roswitha Frey
RHEINFELDEN-HERTEN. Sehen, hören, tasten, Klänge, Farben, Formen emotional auf sich wirken lassen: Eine besondere Art, sich Kunstwerken zu nähern, boten die Malerin Petra Heck und der Bildhauer Roland Köpfer zur Eröffnung ihrer gemeinsamen Ausstellung im St. Josefshaus in Herten. Kunst mit allen Sinnen erleben und begreifen, war das Motto dieser ungewöhnlichen Vernissage, zu der Christoph Dürdoth vom Vorstand viele Besucher in der Kapelle des Hauses begrüßte.
Was lösen Bilder und Skulpturen beim Betrachter aus, welche Gefühle und Assoziationen vermitteln sie? Dieser Frage gingen die Künstler gemeinsam mit der Sängerin Daniela Bianca Gierok nach. Im Gebetsraum erklangen die berührenden romantischen Lieder „Mondnacht“ und „Im Abendrot“ aus ihrer CD „Paradiesgärten“, von denen sich die Künstler inspirieren ließen. Dann sang die Altistin vor dem eindrucksvollen Bild „Bergpredigt“ von Petra Heck und der Skulptur „Prediger“ von Roland Köpfer das ergreifende Spiritual „Like a motherless Child“ und ein Kirchenlied, das Kraft und Hoffnung spendet.
Später ging es mitten in die Ausstellung, wo die Sängerin vor zwei Werken in einer fantastischen Vokal-Performance frei improvisierte. „Was für eine Stimme!“, kommentierte Roland Köpfer diesen ausdrucksintensiven Gesang, der etwas zum Schwingen brachte und sensibilisierte für das Verborgene in Bildern und Skulpturen – ein anregendes Wechselspiel zwischen Musik und bildender Kunst. Mehr über die Künstler und ihre Arbeitsweise erfuhren die Besucher von Laudator Klaus Kipfmüller. Dies sei „eine der schönsten Ausstellungen“, die er eröffnet habe, hob er die stimmige Präsentation hervor. Über drei Etagen sind die Werke aufgebaut.
Die energiegeladene, farbsprühende Malerei von Petra Heck und die Holzskulpturen von Roland Köpfer in ihren organischen Formen passen harmonisch zusammen, weil beide Künstler eine ähnliche Herangehensweise haben und intuitiv „aus dem Bauch heraus“ arbeiten.
Die in Adelhausen lebende Malerin lässt die Farben, Empfindungen und Energien auf großformatiger Bildfläche frei fließen. In der Art von Action Painting werden die Farben, teils vermischt mit einer Beize, auf die großen Leinwände geschüttet und gespritzt. Die fließenden Bewegungen der Farbströme lenkt die Künstlerin mit dem Spachtel. Feinere Details werden mit dem Pinsel herausgearbeitet. So entstehen Bilder voller Dynamik. Man kann Landschaften darin sehen, Naturimpressionen wie einen Garten im Mondschein oder eruptive Farbexplosionen. Aus mehreren Teilen zusammengesetzt ist das wunderschöne Großformat „Lagune“, das zum Eintauchen in fantasievolle Bildwelten einlädt.
Der Bildhauer aus Laufenburg lässt sich von Form, Wuchs, Maserung, Struktur und Materialität des Fundholzes inspirieren. Daraus gestaltet er freie Formen, die mal an Pflanzlich-Vegetatives, mal an Figuratives erinnern. Für die Doppelschau hat Köpfer, der Neumitglied der Künstlergruppe „H’Art“ ist, Exponate in Nussbaum, Kirschbaum, Birke, Mammutbaum, Olivenbaum und anderen Holzarten ausgesucht. Er lässt dem Holz sein Eigenleben, seinen Charakter, seine starke Materialität. Oft sind es nach oben strebende, sich öffnende, dynamisch geschwungene Naturformen, deren weiche, glatte, sanfte Oberflächen zum Ertasten einladen. Ebenso zu sehen sind abstrahierte Figuren wie „Adam und Eva“, der „Prediger“, eine Gestalt mit ausgebreiteten Armen, oder die „Diva“ aus Olivenholz in geschwungenen Formen. Neben den Skulpturen zeigt Köpfer besondere Holzdrucke.